Nachhilfe im Trend der Zeit

Es mag nicht zuletzt dem Zeitgeist geschuldet sein, dass private Nachhilfeinstitutionen ein stetiges Wachstum vorweisen können. Da Bildung im Zeitalter internationalen Wettbewerbs noch stärker als früher eine Voraussetzung für gut bezahlte Arbeitsplätze darstellt, ist insgesamt eine Verdichtung der klassischen Ausbildungswege zu beobachten. Das Gymnasium wird auf acht Jahre verkürzt. Die klassischen Magister und Diplomstudiengänge mit ehemals durchschnittlichen Studienzeiten von 12 bis 14 Semestern werden auf das Bachelor/Master System umgestellt.

Neben all den gesamtgesellschaftlichen Risiken, die eine solche verkürzte „Selbstfindungsphase“ vor dem Berufseinstieg mit sich bringt, werden die Schüler und Studenten zudem einem deutlich höheren Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Das Wachstum im Nachhilfebereich spiegelt diese Entwicklung wider.

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Allein durch die Umstellung auf das achtjährige Gymnasium „G8“ ist eine deutliche Steigerung der Nachhilfe in Anspruch nehmenden Schüler zu vermerken. Schätzungen zu Folge nehmen bis zu 50% aller Schüler irgendwann im Laufe ihrer Schulzeit Nachhilfeangebote in Anspruch (siehe dazu http://de.wikipedia.org/wiki/Nachhilfe).

Während die klassischen Nachhilfeinstitute zumeist Gruppennachhilfe für Kleingruppen anbieten, werden von neueren Anbietern zudem verstärkt Vorbereitungskurse für Prüfungen angeboten (siehe z.B. http://www.abiturma.de). Das Fach Mathematik ist dabei allein für die Hälfte der Nachhilfestunden verantwortlich, während weitere 25% auf Englisch und 15% auf Deutsch entfallen. Die restlichen Nachhilfestunden entfallen meist auf die Sprachen Latein und Französisch sowie auf die naturwissenschaftlichen Fächer Physik und Chemie.

4 Gedanken zu „Nachhilfe im Trend der Zeit“

  1. Hallo!

    Als Anbieter von Einzelnachhilfe möchte ich eine Lanze für die Schüler brechen: Ich stelle in den letzten Jahren fest, dass immer mehr Schüler deutlich vor den Prüfungen damit beginnen, die fachlichen Lücken konsequent zu schließen.

    Gerade bei den Realschülern, bzw. Oberschülern und Ihren Familien hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Zeugnis der neunten Klasse das häufig entscheidende Stück Papier für eine erfolgreiche Bewerbung ist.

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  2. Hallo Herr Ewert,
    auch ich kann das Gesagte nur unterstreichen: die Umstellung auf ein verkürztes Abitur wäre eine gute Möglichkeit gewesen, die Lehrpläne zu entrümpeln und von Ballast zu befreien.
    Statt dessen wurde in vielen Fällen nur das Niveau abgesenkt. Die Zusammenhänge und Hintergründe werden oft nicht (mehr) beleuchtet aber das reine Lernpensum bleibt erhalten.
    Dadurch steigt zwangsläufig der Nachhilfebedarf, da jetzt Dinge gelernt werden müssen, die früher verstanden werden konnten.
    Diese Entwicklung wird dadurch verschärft, daß z.B. hier in NRW die Hauptschule mangels Akzeptanz eingestellt wird: es wird eine neue Schulform erfunden (die Sekundarschule); welche die bisherigen Haupt- und Realschulen vereint. Ein solches zweigliedriges Schulsystem gab es bis 1964. Damals wurde die Volksschule-Gymnasium-System zum Zweck der höheren Durchlässigkeit auf das dreigliedrige Schulsystem umgestellt und später noch durch die Gesamtschulen ergänzt.
    Die aktuelle Rolle rückwärts verschärft den Druck auf Eltern und Schüler, zur besseren Hälfte zu gehören und dafür auch verstärkt die Hilfe externer Bildungsdienstleister in Anspruch zu nehmen.

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  3. Hallo Herr Ewert,

    nach über 20 Jahren erfolgreicher Nachhilfearbeit in Bayern kann ich alles, was bisher gesagt wurde, nur bestätigen. Der Leistungsdruck, der auf Schüler und damit auch auf ihre Eltern in der Schule aufgebaut wird, steigt stetig an.

    Ich denke in diesem Zusammenhang auch, dass sich Nachhilfe ehrlich machen sollte. Einige Notenprobleme sind durch Nachhilfe alleine nicht mehr zu bewältigen. Nachhilfe ist auch dazu da, Lücken im Grundwissen der Schüler zu schließen, um eine nachhaltige Verbesserung des Verständnisses der Unterrichtsinhalte zu erreichen. Nur so werden Schüler und Nachhilfelehrer auch den jeweils aktuellen Stoff gemeinsam bewältigen können. Dies ist bei anhaltendem Prüfungsdruck schon schwer genug. Es setzt aber einen Schüler voraus, der in seiner Lernumgebung nicht grundsätzlich überfordert ist.

    Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig, Eltern und Schüler objektiv darüber zu beraten, wann Nachhilfe sinnvoll ist und wann einem überforderten Schüler vielleicht besser durch einen Schulwechsel oder durch eine Wiederholung der jeweiligen Klassenstufe geholfen werden kann. Die Lebensqualität der Kinder darf bei allen berechtigten Ausbildungssorgen nicht aus den Augen verloren werden, wenn wir motivierte und interessierte Schüler bewahren wollen.

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  4. Nachhilfe ja, aber bei weniger harten Fällen tun es manchmal auch Erklärvideos. Viele Schüler bekommen nicht gern etwas eingepaukt, sehen sich aber gern Videos im Netz an. Gutes Beispiel ist da die Seite Gut-Erklaert.

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